Der kanadische Buchhändler Kobo, welcher bisher nur durch seine E-Reader bekannt war, hat mit dem Arc 10HD ein starkes Tablet auf den Markt gebracht. Wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei um einen 10-Zöller. Auch wenn der Hersteller vor allem in der Buchbranche aktiv ist, ist das Arc 10 keinesfalls nur zum Lesen geeignet. Ob sich das Gerät für aktuell etwa 375 Euro lohnt, lest ihr in unserem ausführlichen Testbericht.
Technische Daten des Kobo Arc 10HD:
- 10,1-Zoll-Display mit 2560 x 1600 Pixeln
- Nvidia Tegra 4 Quad-Core-Prozessor bei 1,8 GHz
- 2 GB Arbeitsspeicher
- 16 GB interner Speicher (rund 13 Gigabyte frei verfügbar)
- 6550 mAh Akku
- 253 x 172 x 9,9 mm, 627 g
- Mini-HDMI, Kopfhörer, micro-USB
- 1,3 MP HD-Frontkamera (720p)
- Android 4.2.2 Jelly Bean mit Kobo-eigener Oberfläche
Lieferumfang, der erste Eindruck und Design
Neben dem Tablet selbst werden eine Kurzanleitung und ein micro-USB-Kabel samt Adapter für die europäische und amerikanische Steckdose mitgeliefert. Beim ersten Anfassen musste ich sofort das ungewöhnlich schwere Gewicht feststellen, ist das Gehäuse nämlich nicht aus Aluminium oder ähnlichem, sondern „nur“ aus einem beschichteten Kunststoff. Dies macht, neben dem unangenehmen Gewicht, einen fast ausschließlich positiven Eindruck aus. Dadurch liegt es insgesamt gut in der Hand und kann kaum rutschen, hält man es mal in einer Hand. Allerdings machen sich darauf Fettflecken schnell bemerkbar, da das Arc 10 nur in der Farbe schwarz erhältlich ist.
Auch die allgemeine Form der Rückseite sieht nicht nur schick aus, sondern wirkt sich auch positiv auf die Griffigkeit des Tablets aus. Durch die leicht abgerundeten Kanten des Kobos sticht es einerseits optisch aus der Masse heraus, hat aber auch noch einen anderen, angenehmen Nebeneffekt, auf den ich noch später zu sprechen kommen möchte. (Tipp: Lautsprecher.) Die Power- und Lockscreen-Taste ist nicht als normaler Knopf vorhanden, sondern in Form eines kleinen roten Schiebers. Daneben findet sich eine weiße Benachrichtigungs-LED. Auf der linken Seite finden wir direkt untereinander Klinken-Anschluss, Mini-HDMI und micro-USB zum Beladen des Akkus. Die Rückseite ist fest mit dem Panel verschmolzen, so lässt sie sich nicht zwecks Hard Reset abnehmen. Was auch schmerzlich fehlt, ist der micro-SD-Kartenslot. Rechter Hand findet sich der gut gewichtete Lautstärketaster.
Performance
Grundsätzlich läuft es schon sehr flüssig. Äußerst negativ aufgefallen ist mir jedoch das vollständige Abstürzen der UI, welches manchmal auftritt, wenn ich die Statusleiste ausfuhr. Jegliche Spiele die ich testete, auch anspruchsvolle 3D-Games wie Dead Trigger 2, sahen wunderschön aus und liefen ohne Ruckler oder lange Ladezeiten. Gleiches gilt für die Performance beim Schauen von Videos. Wo es etwas hakte, obwohl es dafür gemacht sein sollte: Blättern bei großen Zeitschriften. Die mitgelieferte Ausgabe des Forbes-Magazinz ruckelte merklich beim Blättern und Zoomen. Auch normale Bücher ließen sich über Kobos eigene Reading-App nicht vollständig ruckelfrei genießen, dort sind es aber nur Mikroruckler. Weiterhin erschien es mir, als ob die Wi-Fi-Antenne etwas schwach wäre. Dort wo mein Smartphone noch einen Balken Wi-Fi zeigt, hatte das Arc 10 Verbindungsprobleme.
Der AnTuTu-Benchmark spuckt 30325 Punkte aus und liegt damit etwa, noch über dem Galaxy S4 und Googles Nexus 10, in der unteren bis mittleren High-End-Klasse.
Display
Kobo selbst betitelt es als das Tablet „mit der höchsten Auflösung auf dem Markt“, was ich sofort unterschreiben würde. Das Display ist wirklich gestochen scharf, Bildpunkte lassen sich dank einer Pixeldichte von 300 ppi kaum erkennen, was sich auch beim Lesen positiv auswirkt. Videos wirken scharf und zeigen keine Schlieren auf. Zuletzt ist beim Display noch der störend spiegelnde Rand zu bemerken, was vor allem bei direkter Lichteinstrahlung auffällig ist. Die Blickwinkelstabilität fällt dank altbekannter IPS-Technologie ebenfalls hoch aus.
Lautsprecher, Akku und Kamera
Dadurch, dass die Form der Lautsprecher durch die eckige Rückseite des Arc 10 beeinflusst sind, wirkt der Sound nicht so dumpf, wenn es auf dem Tisch liegt. Allgemein macht der Sound überhaupt einen guten Eindruck, YouTube-Videos bereiteten großen Spaß. Der Akku bietet eine durchschnittliche Leistung, einen Tag schafft man trotz viel Benutzung. Negativ ist mir an dieser Stelle die Wärmeentwicklung des Tablets aufgefallen, die nach nur kurzer Zeit eintritt. Die Kamera mit 1,3 MP ist weder für Vlogs noch Selfies geeignet, ein bisschen Videotelefonie via Skype schafft sie dennoch. Eine rückseitige Kamera ist nicht vorhanden.
Software
Kobos eigener Launcher passt sich gut in das System ein und belässt ihn grundlegend bei Vanilla-Android. Lediglich wurde die Schnellstartleiste von unten an die rechte Seite verbannt, und wenn man noch weiter scrollt, gelangt man zum Lesebereich von Kobos „Reading Life“. Es sind zwar schon einige Apps wie McAfee, Rdio oder Pinterest vorinstalliert, diese lassen sich aber ohne Probleme deinstallieren. Leider ist nur das schon leicht angestaubte Android 4.2.2 installiert, hoffentlich schiebt Kobo dort noch ein Update nach.
Fazit
Das Arc 10HD hat auf jeden Fall seine starken Seiten. Vor allem, wenn man in Kobos „Reading Life“-Ökosystem eingebunden ist – bei dem Preis von 375 Euro sind allerdings zu viele Schwachstellen vorhanden. Da wären z.B. das Gewicht, die Wärmeentwicklung, die nur durchschnittliche Akku-Laufzeit, das gelegentliche Abstürzen der UI, der fehlende micro-SD-Kartenslot etc. In diesem Preisbereich würde ich auf Alternativen wie das Nexus 10 von Google zurückgreifen. Punkten kann Kobo aber in Sachen Wertigkeit bei der Verarbeitung, Display und Performance.
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