Seit dem gestrigen Tage liest man in sämtlichen sozialen Medien nichts anderes mehr als die Übernahme des Instant-Messaging-Dienstes WhatsApp durch den Social-Network-Riesen Facebook. Wie auch wir berichteten, wurde die eher einfach gehaltene App für sage und schreibe 19 Milliarden US-Dollar verkauft. Rechnet man diese gewaltige Summe einmal auf den einzelnen Nutzer herunter, so hat Facebook gut 40 US-Dollar für jeden einzelnen WhatsApp-User auf den Tisch gelegt. Gerade deswegen dürften einige berechtigte Fragen aufkommen: Warum wurde WhatsApp so erfolgreich, warum ist Facebook so interessiert an dieser App und wie sieht es mit Alternativen aus? Welche Folgen hat der Kauf für die Nutzer?
Schaut man sich einmal das Grundkonzept von WhatsApp an, so haut einen die Idee hinter dieser Anwendung nicht wirklich vom Hocker. Denn Kurznachrichtendienste sind weder neu, noch eine Seltenheit. Was also ist an WhatsApp so besonders? Kurz: Es ist so einfach wie noch nie. Bei der Erstinstallation gibt es weder ein Passwort, noch einen Benutzernamen, den man möglicherweise vergessen könnte. Es gibt auch keine Kontaktliste, die separat gepflegt werden muss. Wie auch Apple und Google mittlerweile sehr oft bewiesen haben, ist gerade dies das A und O, wenn es um Dienstleistungen geht. Jeder Service muss so ausgelegt sein, dass ihn selbst der unerfahrenere Nutzer ohne große Umstände bedienen kann. Und genau das hat WhatsApp ideal umgesetzt. So ideal, wie es bisher – und bis heute – kein anderer Messaging-Dienst geschafft hat.
Zu alledem kommt dann natürlich noch der Preis. Für nicht einmal einen Euro pro Jahr bekommt man bei WhatsApp den kompletten Dienst auf seinem Mobilgerät – wohlgemerkt ohne Werbung. Da sich dieses Konzept vermutlich nur bedingt für das Unternehmen hinter WhatsApp gelohnt hat, ist stark davon auszugehen, dass der Entwickler schon anfangs darauf abzielte, die App früher oder später einmal zu verkaufen. Um den Wert nach oben zu treiben, wurde dieser „Plan“ selbstverständlich auch nicht an die Öffentlichkeit getragen. Wie Facebook nun einen erwähnenswerten Profit aus der App ziehen möchte, bleibt abzuwarten. Da aber auch Instagram (wir erinnern uns: 2012 kaufte Facebook auch dieses Netzwerk) keine Einkünfte erbringt, dürfte das nicht gerade das größte Problem von Mark Zuckerberg, dem CEO von Facebook, sein.
Wenn Facebook keinen großen Profit aus WhatsApp ziehen wird, warum wurde dann dieser Kauf getätigt?
Zum einen steckt hinter Instant Messenger eine sehr kompetente Crew, die unter anderem bewiesen hat, dass sie mit Big Data, Android, iOS, Windows Phone, XMPP und Co. hantieren können und über 5 Jahre einen hochfrequenziert genutzten Dienst mit sehr wenigen Ausfällen bieten konnten. Dieses Team wird seine Arbeit nun unter dem Dach von Facebook fortführen, voraussichtlich jedoch mit Fokus auf den Facebook-eigenen Messenger. Allzu große Neuerungen dürfen wir unter Umständen also nicht mehr erwarten, da diese in den Messenger integriert einfließen werden. Gut vorstellbar ist auch, dass die Messenger-App komplett neu gestaltet wird und in Zukunft ähnlich wie WhatsApp fungiert.
Alternativen wie beispielsweise Viber oder Threema werden es deshalb jedoch nicht unbedingt leichter auf dem hart umkämpften Markt haben. Denn WhatsApp ist nicht nur etabliert und weit verbreitet, sondern dürfte in den kommenden Wochen durch die Vermarktung durch Facebook zunehmend Bekanntheit erlangen. Doch genug geredet, um diesen Artikel nicht noch mehr in die Länge zu ziehen, gibt es im Anschluss ein Video, in dem ich kurz erläutere, warum eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung im Bereich Instant-Messaging nicht zwingend vonnöten ist und warum WhatsApp nicht mehr so unsicher ist, wie es zu Anfang war.
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Die meisten Menschen nutzen nunmal WhatsApp und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern – meine Meinung. Was meint ihr?