Eigentlich sollten 2015 die Roaming-Gebühren wegfallen, bisher sieht es aber nicht so aus, als ob es wirklich zu diesem Schritt kommt. Einzig aus Lettland kommt nun ein Vorschlag, wie man dieses Vorhaben doch umsetzen könnte.
Bereits seit 2007 spricht man in Brüssel und Straßburg von der Abschaffung der Roaming-Gebühren für Telefonie, SMS und Daten-Dienste im EU-Ausland. Erst neulich machte sich sogar Verkehrsminister Alexander Dobrindt von der CSU für einen kompletten Wegfall dieser Gebühr stark. Starken Gegenwind schlägt ihm in diesem Fall allerdings aus dem EU-Parlament und der Wirtschaft entgegen.
Bereits Mitte / Ende 2014 erklärte der italienische Ratspräsident die Arbeit am TK-Entwurf für beendet, da man durch andere „umstrittene Reformvorhaben“ schon völlig ausgelastet sei. Nun möchte der lettische Ratspräsident die Arbeiten an genau diesem Entwurf wieder aufnehmen – allerdings mit einem Kompromiss. So sei die geplante Einführung von RLH (Roam-Like-At-Home) den Netzbetreibern ein großer Dorn im Auge. Da mit RLH EU-Bürger im europäischen Ausland zu den Konditionen ihres Heim-Tarifs Telefonie, SMS und mobile Datendienste nutzen können, befürchte man Einbußen. Durch diesen Umstand könnte sich so mancher schlauer Nutzer mit einer günstigen ausländischen SIM-Karte eindecken und diese im „Dauer-Roaming-Modus“ nutzen.
Ebenfalls ist man bei der BEREC (Body of European Regulators for Electronic Communication) der Meinung, dass die Abschaffung von Roaming-Gebühren aktuell wirtschaftlich in keiner Weise tragbar sei. Weiterhin seit laut Meinung der BEREC der Plan zur Abschaffung der Roaming-Gebühren deswegen nicht umsetzbar, da sich wichtige Faktoren wie Großhandelspreise, Betriebskosten oder Nutzungsarten der Kunden innerhalb der EU sehr stark unterscheiden würden.
Noch viel Unklarheit innerhalb des EU-Regierungsapparates
Eine gegenteilige Meinung vertritt hier wiederum der EU-Rat, welcher meint, dass die Roaming-Gebühren über kurz oder lang endlich der Vergangenheit angehören sollen. Über den Weg zu diesem Ziel ist man sich allerdings noch uneinig, ebenfalls über den nächsten Termin zur Überprüfung und Neugestaltung des Telekomunnikations-Marktes. Der nächste Termin ist hierfür normal erst für Sommer 2016 vorgesehen.
Der vom lettischen Ratspräsidenten vorgeschlagene Kompromiss betrifft bei Einführung von RLH die Einführung eines „Fair-Use-Prinzips“. Hier soll den Anbietern erlaubt werden, für Roaming eine Gebühr zu erheben. Denkbar wäre hierfür eine Art Datenvolumen wie man es bereits von aktuellen Mobilfunkverträgen und auch einigen DSL-Verträgen her kennt. Somit soll Roaming auch ohne Missbrauch ermöglicht werden.
Wie sich die genannten Gebühren, sollten sie tatsächlich so kommen, zusammensetzen ist aktuell allerdings auch noch völlig unklar. Es bleibe auch jedem Anbieter selbst überlassen, wie diese Einheiten abgerechnet werden. Denkbar wäre hier das Tages-, Wochen- und Monats-Flatrate-Prinzip welches man schon von hiesigen Anbietern kennt.
Ebenfalls sei der Vorschlag der Letten bereits bei einem gemeinsamen Abendessen mit EU-Kommisar Günther Oettinger erörtert worden und sei durch den genannten Kompromiss bei den zuständigen Ministern durchaus auf offene Ohren gestoßen. Möglicherweise könne dieser Umstand bereits im März diesen Jahres verhandelt werden. Ein Termin für die Umsetzung fehlt allerdings dann immer noch, geht man davon aus, dass die Verhandlungen überhaupt erfolgreich verlaufen.
„Eigentlich ist die Abschaffung bereits beschlossene Sache“
Eigentlich hatte Manuel Barroso, Leiter der letzten EU-Kommision das eindeutige Ziel die Roaming-Gebühren komplett fallen zulassen. An vorderster Front war hier die inzwischen ausgeschiedene niederländische EU-Kommisarin für Digitale Agenda, Neelie Kroes.
Dazu kommt noch, damit das Europäische Parlament Mitte 2014 den Teil, welcher das Abschaffen der Roaming-Gebühren im TK-Entwurf beinhaltet abgesegnet hatte. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt verteidigt auch weiterhin den ursprünglichen Plan vehement.
Ich plädiere dafür, die Roaminggebühren langfristig auslaufen zu lassen.
Es bleibt also abzuwarten, wie schnell und vor allem in welche Richtung sich hier etwas tut. Alternativ beinhalten zahlreiche aktuelle Verträge ja bereits RLH. Gegen eigene durchschnittliche Gebühr von etwa 5 Euro pro Monat lassen sich Telefonie, SMS und Datendienste wie gewohnt auch im europäischen Ausland nutzen.
via: European Commision