Streaming-Dienste für Spiele gibt es bekanntlich fast wie Sand am Meer. Ein Problem vereinen sie allerdings in der Regel: Man ist begrenzt in den Anwendungen bzw. Spielen, welche man nutzen kann. Hier kommt Shadow mit seinem vollwertigen Cloud-PC ins Spiel und will eine Nische besetzen.
So erhält man ein vollwertiges Windows 10 samt doch recht performanter Hardware, welche allerdings nicht mehr ganz dem neusten Standard entspricht. Trotzdem lassen sich aktuelle Spiele auf hohen bis sehr hohen Einstellungen – zumindest mit meinem lokalen Setup von 1080p sogar im Dual-Screen-Modus – problemlos spielen.
Der Bestellvorgang
Der Bestellvorgang bei Shadow variiert je nach Auslastung des Dienstes teils doch stark, was man unbedingt bedenken sollte. So wird als voraussichtliche Aktivierungsdauer zur Erstellung des Testberichtes eine Dauer von etwa einer Stunde genannt. In der Vergangenheit kam es hier aber auch schon zu deutlich längeren Wartezeiten von drei Tagen oder in Extremfällen gar Monaten.
Die Einrichtung
Ist die Aktivierung erfolgreich, erhält man als Nutzer eine E-Mail in der man darüber benachrichtigt wird, dass die gebuchte Hardware ab sofort verfügbar ist. Nun gilt es den Shadow-Launcher herunterzuladen, sich einzuloggen und dann den Cloud-PC einzurichten. Dabei hat man die Wahl zwischen „Ready-to-Play“ – also einem Desktop-fertigem Windows 10 oder der Option Benutzerdefiniert. Bei dieser muss der Nutzer den normalen Windows 10-Einrichtungsassistenten durchlaufen und kann sich – sofern gewünscht – auch direkt mit seinem Microsoft-Account einloggen. Zudem wird man gefragt, ob man sich selbst um die Aktualisierung des GPU-Treibers kümmern möchte oder ob dies automatisch durchgeführt werden soll. Ein Tipp an dieser Stelle: Mit Nvidia GeForce Experience wird man automatisch über Treiberupdates benachrichtigt – sofern man diese manuell durchführt.
Aktuell nur mit Windows 10
Aktuell funktioniert der Shadow-PC nur mit Windows 10, was bis mindestens 2025 aber kein Problem darstellt. Trotzdem weißt der Support darauf hin, dass man nicht versuchen sollte Windows 11 zu installieren – angepasste Varianten für nicht unterstützte Hardware gibt es ja bekanntlich. Ob man mit dem Power-Upgrade Windows 11 dann unterstützen wird, wird man sehen, sobald dieses im Herbst verfügbar ist.
Als Hostsystem funktioniert Windows 11 übrigens wunderbar, wenn es auch nicht offiziell unterstützt wird. Ebenfalls gibt es Clients für Android, iOS / iPadOS, macOS (Intel und Apple Silicon), Linux (Debian-Derivate), Apple TV und Ocolus Quest.
Der Shadow-PC im Überblick:
Als Nutzungsszenario sieht Shadow natürlich ganz klar Gaming. Durch ein vollwertiges Windows sind allerdings auch andere Anwendungen wie zum Beispiel Bildbearbeitung oder Videoschnitt – im Rahmen der Hardwarekomponenten kein Problem.
So besteht mein persönliches Shadow-System aus den folgenden Komponenten:
- Intel XEON E5-2667 v3
- 12 GB DDR4-RAM
- 256 GB Speicher (optional lassen sich bis zu 2TB in 256GB Schritten dazu buchen)
- Nvidia Quadro P5000 (je nach Standort variiert die GPU – teils wird eine GTX1080 genutzt)
- 1 Gbit/s Download – 100 Mbit/s Upload
- Support für externe Hardware (Gamepads etc. pp)
- Start ab 29,99€ monatlich
- Max. 4K 60 FPS
Mit diesen Komponenten lassen sich aktuelle Spiele problemlos auf teils sogar Ultra-Einstellungen spielen. In meinem Fall sind dies Titel wie Forza Horizon 5, DayZ, Farming Simulator 22 oder auch der Microsoft Flugsimulator 2020. Letzteren nutze ich zudem mit einer großen Auswahl an externen Add-Ons, welche teils doch recht rechenintensiv sind – so zum Beispiel dem Fenix Simulations A320 oder zahlreichen Flughafenszenerien. Etwas mehr Rechenleistung wäre gerade hier schön, aber diese lässt sich ja ab Herbst buchen.
Ab Herbst mit mehr Power
Mit dem Power-Upgrade bietet Shadow ab Herbst für einen Aufpreis von 14,99€ dann zusätzliche Power an. Das Power-Upgrade besteht dabei aus den folgenden Komponenten:
- AMD Epic 7543P
- High-End-GPU
- Nvidia RTX 370 oder vergleichbare GPU für professionelle Nutzer
- AMD RDNA 2 basierte GPU einschließlich der Radeon Pro V620 GPU
- 16 GB DDR4-RAM
- 256 GB SSD-Speicher (optional weiterhin bis 2TB zu buchbar)
Wie bisher auch kommt es auf den Standort des Rechenzentrums an, welche GPU dann im Shadow-PC steckt.
Voraussetzungen für Shadow
Neben den abgebildeten Hardware-Vorrausetzungen wird ein Internetanschluss mit mindestens 15 Mbit/s vorausgesetzt. Dabei unterstützt man neben DSL auch Kabel, Glasfaser sowie Mobilfunkverbindungen. Verträge mit Datenvolumen sind auf Grund der Übertragungsmengen von Shadow – je nach Nutzungsverhalten nicht zu empfehlen. Mit der von mir gewählten Launcher-Einstellung von 70 Mbit/s wird mit einem Verbrauch von etwa 28 Gigabyte pro Stunde gerechnet. Der normale Mobilfunkvertrag kommt da also schnell an seine Grenzen.
Vor- und Nachteile
Die Vorteile des Shadow-PCs liegen für mich tatsächlich ganz klar auf der Hand: Ich bin nicht wie zum Beispiel GeForce Now an Spiele gebunden, welche der Anbieter unterstützt, sondern kann auch „eigene“ Spiele aus den Bibliotheken von Steam, Ubisoft Connect und Co. spielen. Zudem ist man nicht nur auf Spiele limitiert, sondern kann auch produktive Arbeiten mit dem Shadow-PC durchführen. Auch ein Datenaustausch über diverse Cloud-Dienste ist durch volle Administrationsrechte auf der Windows-VM möglich.
Der größte Nachteil an Shadow für mich hingegen ist tatsächlich der Einstiegspreis, welcher auf Grund nicht mehr ganz aktueller Hardware gern auf 20 Euro monatlich gesenkt werden dürfte. Das Power-Upgrade dürfte dann gern 34,99 Euro kosten. Bei diesem Wunsch muss ich aber natürlich auch die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens hinter Shadow bedenken – und vor allem die Insolvenz des Dienstes unter einem vorherigen Betreiber. Daher kann ich es verstehen, wenn sich an den Preis nicht wirklich etwas nach unten verändert. Und sollte der Preis doch irgendwann abschrecken, lässt sich Shadow problemlos monatlich kündigen.
Was man ebenfalls nicht vergessen darf: Shadow ist und bleibt ein Online-Dienst, welcher auch einmal ausfallen kann. Mir ist es bisher nur einmal passiert, dass ich meinen Shadow über Stunden nicht nutzen konnte – was an einem fehlerhaften Launcher-Update lag. Eine einhundertprozentige Verfügbarkeit kann man also auch hier – wie überall nicht erwarten.
Zudem kann es je nach verfügbarer Bandbreite kurzzeitig zu einer höheren Latenz und damit Bildartefakten kommen. Hier hilft es allerdings oft schon die Streaming-Verbindung über das Quick-Menü einfach neu zu starten.
Datenschutz bei Shadow
Zum Datenschutz gibt Shadow in seinen FAQ folgendes an.
Könnt ihr sehen, was ich auf meinen Shadow mache?
Nur du hast Zugriff auf deinen Computer, und nur du weißt, was auf ihm gespeichert ist. Du bist der Einzige, der auf deine Kontodaten zugreifen kann. Unsere Systeme überwachen lediglich die Auslastung der Server-Hardware-Komponenten, um die Temperatur und den Energieverbrauch des Rechenzentrums zu steuern.
Ob man nun trotzdem sensible Daten auf dem Shadow speichern möchte, sollte und muss natürlich jeder Anwender für sich selbst entscheiden. Am Ende ist es wie mit persönlichen Daten in Clouds – welche ich dort seit Jahren nur verschlüsselt ablege.
Fazit
Shadow ist vielseitig einsetzbar, flexibel buchbar – sofern ausreichend Kapazitäten vorhanden sind – und von nahezu jeder Plattform nutzbar. Wer bereit ist etwas mehr Geld als für reine Gaming-Streaming-Dienste zu zahlen, wird mit einer vollwertigen Windows-Plattform belohnt. Um diese muss man sich in Sachen Updates für Betriebssystem und zumindest den GPU-Treiber dann allerdings auch selbst kümmern. Durch die Möglichkeit das Angebot aber monatlich zu kündigen punktet Shadow weiterhin. Mit Rabattcodes lässt sich zudem zumindest der erste Monat für 24,99€ nutzen. Die werbende Person bekommt zudem für die Laufzeit des Abos, welches mit dem Rabattcode aktiviert wurde 1 Euro Rabatt pro Nutzer. Ist man also mit dem eigenen Rabattcode sehr aktiv, kann man unter Umständen das Abo komplett kostenfrei nutzen.
Disclaimer: Das Shadow.tech-Abo, welches für diesen Testbericht verwendet wurde, wurde selbst gezahlt und nicht kostenfrei bereitgestellt. Zudem wurde seitens des Anbieters kein Einfluss auf den Inhalt genommen. Der Testbericht stellt einzig die Meinung und Erfahrung des Autors dar.