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2. Oktober 2016

Langzeittest: Ein Jahr mit dem Microsoft Surface Pro 4

Seit rund einem Jahr nutze ich das Surface Pro 4 von Microsoft nun schon fast täglich. Sei es zum Medienkonsum oder zum Arbeiten. Grund genug für ein ausführliches Fazit zum 2-in-1 Gerät aus Redmond.

Erst diese Woche veröffentlichte ich den finalen Testbericht zum Microsoft Surface Dock, welches ich zusammen mit dem Surface Pro 4 testen konnte. Dabei fiel mir auf, dass ich das Surface Pro 4 nun schon seit dem 4. Oktober 2015 nahezu täglich im Einsatz hatte. Dies ist für mich Grund genug, auf die Stärken und Schwächen des Gerätes einzugehen, welche sich nach dieser langen Zeit natürlich deutlich herauskristallisiert haben.

Die technischen Daten im kurzen Überblick

Da es unterschiedlichste Versionen des Surface Pro 4 gibt, hier nochmals kurz die technischen Daten meines Gerätes im Überblick.

  • Intel Core i5-6300U (2,4 GHz)
  • 4 GB RAM
  • 128 GB SSD
  • Intel HD Graphics 520
  • 12,3 Zoll (2736 x 1824 Pixel), 4:3, 10 Finger Multitouch
  • WLAN 802.1 a/b/g/n/ ac, Bluetooth 4.0
  • Surface Pen
  • IR-Kamera mit Support für Windows Hello
  • 1x USB 3.0
  • 1x Display Port
  • MicroSD-Slot
  • 3,5 mm Klinkenanschluss
  • 5,0 Megapixel Selfiekamera, 8 Megapixel Hauptkamera
  • 8.4 x 292.1 x 201.4 mm
  • 1092 g
  • Windows 10 Pro
  • Type Cover 4 (optional erhältlich)

Das Surface Pro 4 im Alltag

Im Alltag schlug sich das Gerät bisher bei mir immer sehr gut. Seien es die täglichen Aufgaben wie Recherchen im Netz oder die Arbeit auf einer Pressekonferenz. Das Gerät tat hier immer, was es sollte. Auch für grundlegende Aufgaben mit Photoshop reicht die Leistung völlig aus, wobei Microsoft für die nächste Generation dringend überlegen sollte, nicht mindestens 256 GB Speicher und 8 GB RAM zu verbauen. Hier wäre in so mancher Situation mehr tatsächlich besser. Der Prozessor mit seiner integrierten Intel HD Grafik verrichtete hingegen seinen Dienst immer problemlos. Punktabzug gibt es aber auch für die SSD, welche selbst nach einem Jahr immer noch über einen anderen Treiber nur ihre Leistung halbwegs entfalten kann. Microsoft selbst hat es auch im Anniversary Update für Windows 10 nicht geschafft, die wirkliche Performance aus dem Gerät herauszuholen. Was im normalen Alltag nicht unbedingt auffällt, macht sich beim Kopieren von Dateien oder Arbeiten in Photoshop schnell bemerkbar. Da hilft es dann auch nichts, wenn man dem Kunden Bundles mit dem Surface Dock oder ähnlichen Spielereien anbietet. Diese beheben die Performance-Probleme leider nicht, ein richtiger Treiber über Windows Update allerdings schon.

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Löblich verhält sich Microsoft aber sonst bei Updates für die Hardware. So gibt es nun fast monatlich neue Treiber für diverse Komponenten, wie zum Beispiel die verbaute IR-Kamera mit Intel Real-Sense-Technologie. Diese kann auf Wunsch dafür genutzt werden, sich über Face-Unlock blitzschnell in seinen Nutzeraccount einzuloggen. Dies funktioniert laut Intel sogar so gut, dass selbst Zwillinge problemlos unterschieden werden können. Weshalb man sich des SSD-Problems allerdings nicht annimmt, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

Benchmark der verbauten 128 GB SSD.
Benchmark der verbauten 128 GB SSD.

Das Type Cover als Pflicht-Zubehör

Zusammen mit der vierten Generation stellte Microsoft auch eine neue Generation des Type Covers vor. Dieses ist auch wieder hintergrundbeleuchtet und dimmbar. Gerade in dunklen Umgebungen ist ein angenehmes Arbeiten immer noch problemlos möglich. Auch sonst ist das Type Cover für alle, die eine solide Tastatur am Gerät nutzen wollen, quasi Pflicht. Schade, dass Microsoft bisher diese Technologie noch nicht in eine Desktop-Tastatur gepackt hat. Hier würde ich sofort zuschlagen, sofern der Preis stimmt. Auch sagenhaft ist das Touchpad des Type Covers, welches für mich auf einem Level mit denen von Apples MacBooks steht. Hier komme ich zumindest unterwegs selten in die Lage, meine Bluetooth-Maus nutzen zu wollen, was für sich sprechen dürfte.

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Das Type Cover 4 ist in verschiedenen Farben erhältlich.

Akkulaufzeit? Je nach Anwendung sehr unterschiedlich

Gerade für mich als Journalist / Blogger ist natürlich teils mobiles Arbeiten auf Events oder Pressekonferenzen extrem wichtig. Da es dort nicht immer eine Steckdose für jeden gibt, ist natürlich eine entsprechende Akkulaufzeit des Gerätes wichtig. Hierbei schwankt das Surface Pro 4 zumindest bei mir doch sehr. Arbeite ich nur mit Texten, sind über 9 Stunden keine Seltenheit, doch läuft Photoshop oder gar Premiere Pro, sind wir ganz schnell bei nur noch einer Stunde. Auch der Chrome-Browser von Google zerrt hier doch leider sehr am Akku, ist aber aufgrund seiner Funktionen für mich immer noch die Nummer eins auf dem Markt. Weiterhin ist es natürlich entscheidend, ob man das Bluetooth-Modul aktiviert hat und darüber fleißig Daten fließen. Auch dies beeinflusst die Akkulaufzeit natürlich im Zweifelsfall negativ. Im Gesamtbild bin ich aber trotzdem zufrieden, wenn es auch gern mehr sein könnte. Doch gerade bei derartigen Geräten muss man eben zwischen Akkulaufzeit und Leistung wählen. Hier würde ich im Zweifelsfall, zumindest für meinen Workflow, immer zu mehr Leistung greifen.

Der Surface Pen als nützliches Tool

Nutzte ich den Surface Pen anfangs noch zum fixen Schreiben von Notizen, hat sich dies inzwischen geändert. Doch trotz dieser Tatsache klebt er natürlich nicht nur zu Dekorationszwecken am Gerät oder liegt auf dem Schreibtisch herum. Nein, er ist bei fast jeder Photoshop-Arbeit mit eingebunden. Besonders durch die Erkennung der Druckstärke lässt sich hier schöner arbeiten als es mit einer Maus jemals möglich sein dürfte. Dementsprechend kann man sich auch ein zusätzliches Grafiktablet sparen, sofern man gerne digital zeichnet. Ein weiterer interessanter Fakt am Surface Pen: Die wechselbaren Spitzen, welche für kleines Geld nahezu jeden Bereich abdecken, den es auch bei normalen Stiften gibt.

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Der Surface Pen mit dem Pen Tip Kit.

Das Surface Dock ist manchmal ebenfalls Pflicht

Da sich das Surface Pro 4 natürlich auch im Büro oder Zuhause nutzen lässt, gibt es auch Fälle, in denen man auch das Surface Dock fast als Pflicht-Zubehör sehen kann. Spätestens, wenn es um mehr USB-Anschlüsse oder mehr als einen externen Monitor geht, kommt man daran nicht mehr vorbei. Der Vorteil hierbei: Selbst zwei Monitore mit einer Auflösung von 4K (3840 x 2160 Pixel) sind kein Problem. Auch diese schafft das Surface Pro 4 über entsprechende Mini-DisplayPort-Anschlüsse am Dock zu befeuern. Nutzt man nur einen Monitor, funktioniert dies aber auch über den verbauten Mini-DisplayPort im Tablet selbst.

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Das Surface Dock.

Gaming-Performance kann teilweise mithalten

Als ab und zu PC-Spieler kam natürlich auch hier ein Test mit dem Surface Pro 4 in Frage. Hier kam ich teilweise zu überraschenden Ergebnissen. So erreichte ich bei „World Of Warcraft“ mit dem aktuellen Legion-AddOn und den wichtigen Plugins bei mittelmäßigen Einstellungen außerhalb der Hauptstädte immer noch um die 40 FPS – in 5er-Instanzen teilweise auch etwas mehr. Viel mehr hätte sich dann aber leider nicht aus der Grafikkarte rausholen lassen, zumindest nicht ohne die Einstellungen auf die niedrigste Stufe zu drehen, was ebenfalls nicht schön aussieht. Bei älteren Spielen sieht es hierbei sogar so aus, dass diese in der Regel auf höchster Einstellung flüssig laufen. So zum Beispiel die „Half-Life 2“-Serie oder „Counter Strike: Source“. Grundsätzlich sollte aber immer bedacht werden, dass das Surface Pro 4 kein Gaming-Gerät ist. Hierzu eignet sich zumindest teilweise das Surface Book mit der Nvidia-Grafikeinheit wesentlich besser.

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Der abendliche Blick über das Arathihochland auf dem Surface Pro 4.

Kameras sind auf hohem Niveau

Ebenfalls nicht zu kurz kommt der soziale Aspekt beim Surface Pro 4 – zumindest, wenn es um Videotelefonie geht. Hier punktet das Gerät mit seiner 5-Megapixel-Webcam und dem guten Mikrofon, welches ein extra Headset fast überflüssig macht. Auch für etwaige Selfies lässt sich die Kamera natürlich nutzen. Was ich in einem Jahr aber bisher nur für Testzwecke genutzt habe, ist die Rückkamera des Surface Pro 4. Hier fehlt zumindest mir der Sinn. Weder würde ich damit im Urlaub oder auf Reisen fotografieren wollen, noch fällt mir in meiner Umgebung ein sinnvoller Einsatzzweck ein. Trotzdem ist man auch hier mit 8 Megapixel auf einem hohen Niveau – für eine Tablet-Kamera.

Windows 10 und das App-Problem

Einfach nur bescheiden ist leider auch nach über einem Jahr das App-Angebot für Windows 10. So gibt es zwar die wichtigsten Dinge, doch diese lassen sich in vielen Fällen dann doch im Browser oder mit dem klassischen Programm erledigen. Hier versagt Microsoft aus meiner Sicht leider völlig, auch wenn man Entwicklern Tools anbietet, welche ihnen die Portierung leichter machen sollen. Hier wäre man in Redmond gut damit gefahren, schon mit dem Start von Windows 8 den Store besser zu bewerben und somit attraktiver zu machen. Leider wird sich an dieser Problematik nicht mehr viel ändern, wenn man sieht, wie viele Apps für Windows 10 / Windows 10 Mobile in letzter Zeit eingestellt werden.

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Dem Microsoft Store fehlt immer noch die breite Auswahl.

Sicherheit steht hoch im Kurs

Besonders attraktiv ist natürlich wegen den verbauten Sicherheitsaspekten das Gerät für Geschäftskunden. Der Grund hierfür: Das Surface Pro 4 hat von Microsoft einen TPM 2.0 Chip verpasst bekommen. Dieser sorgt dafür, dass die Bitlocker-Verschlüsslung für Laufwerke zusätzlich durch die Hardware abgesichert wird. Ebenfalls für Sicherheit sorgen soll Secure Boot von Windows 10. Hier hatte sich aber mit dem Anniversary Update (Build 1607) ein massives Problem eingeschlichen, welches dafür sorgte, dass sich diese Sicherheitsmaßnahme remote deaktivieren lies. Hier musste Microsoft mehrfach nachbessern, da die ersten Fixes leider nutzlos waren. Wie es sich aber für einem Premium-Hersteller gehört, blieb man hier hartnäckig.

Was ich mir persönlich für die nächste Generation wünsche

Eigentlich ist es schnell geklärt, was ich mir persönlich für die kommende Generation der Surface Geräte wünschen würde. Hierzu zählt neben mehr Akkulaufzeit, weshalb das Gerät auch gern etwas dicker sein darf, eine optionale LTE-Version. Diese war bisher zumindest in Deutschland nur den Surface 3 vorbehalten. Trotzdem wäre es natürlich um einiges einfacher als unterwegs immer einen mobilen Hotspot mitzunehmen oder das WiFi-Tethering des Smartphones zu nutzen. Damit dies geht, zeigen andere Hersteller immer wieder sehr schön. Wieso Microsoft dies beim Surface Pro 4 immer noch nicht anbietet, ist leider immer noch völlig unklar. Abgerundet werden meine Vorstellungen hierbei von einer SSD, welche endlich die volle Performance bietet und nicht erst wieder über diverse inoffizielle Fixes behoben werden muss.

Fazit nach einem Jahr Surface Pro 4

Nach einem Jahr fällt ein finales Fazit doch relativ schwer. Eigentlich bin ich gespalten, was ich vom Gerät halten soll, wenn man die negativen Punkte berücksichtigt. Punktabzug gibt es auf jeden Fall für nur einen USB-Anschluss, die schlechte Performance der SSD und dem Type Cover, welches extra Geld kostet. Gerade das Type Cover sollte Microsoft meiner Ansicht nach kostenfrei beiliegen – auch, wenn es sich nicht um ein Bundle handelt. Erst damit lässt sich das Gerät wirklich produktiv im Alltag nutzen. Auch die Preise, zumindest für die Geräte mit wesentlich mehr Speicher und RAM sollte Microsoft nochmals überdenken. Hier zieht man teilweise mit Apple gleich, was man sicherlich auch nur über die Verarbeitungsqualität tun könnte.

Lässt man diese Kritikpunkte außer Acht, liefert Microsoft aber ein solides Gerät ab, mit dem ich auch nach einem Jahr immer noch völlig zufrieden bin. Man sollte aber vor einem möglichen Kauf überlegen, was man mit dem Gerät überhaupt machen möchte und ob nicht etwa ein anderes Gerät doch besser geeignet wäre. Dies trifft aber auf so ziemlich jedes Gerät zu – wobei es in dieser Preislage natürlich besonders zu überlegen ist.

About this author

Bjørn Max Wagener

Journalist und Video-Editor