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Marktgeschehen
1. Juli 2015

Die Netzneutralität stirbt – dafür abgeschwächtes Roaming-Aus ab 2017

Netzneutralität – was ist das überhaupt und mich geht das doch gar nichts an, wird sich jetzt so mancher denken. Das komplette Gegenteil ist der Fall – die Netzneutralität geht uns nämlich alle an. Diese soll nun innerhalb der EU fallen. Dafür gibt es aber als Versöhnung ab 2017 ein Aus der Roaming-Kosten – in abgeschwächter Form.

Danke für nichts liebe EU. Dieser Satz fällt im Zusammenhang mit diesem Verein doch ganz gerne. Im Fall des Beschlusses zum Aus der Roaming-Kosten auch nicht ganz unberechtigt. So fallen diese zwar zum 15. Juni 2017 gänzlich, doch zusätzliche Kosten können dann immer noch anfallen. Und das wirklich Schlimme ist, auch die Netzneutralität ist von dieser Regelung betroffen. Da sag ich doch schon mal herzlich willkommen im Zwei-Klassen-Internet, liebe Mitmenschen.

Eigentlich ist die Netzneutralität ja dafür zuständig, dass alle Dienste in der gleichen Geschwindigkeit beim Endkunden ankommen. Nun einigte sich die EU-Kommision aber darauf, dass man zwar gleichberechtigten Datenverkehr braucht, dieser aber ohne Ausnahmen nicht möglich sei. So soll zum Beispiel der automatische Autonotruf, auch E-Call genannt, gegenüber anderen Diensten bevorzugt werden. Auch die Drosslung oder gar die Blockierung von Inhalten soll ermöglicht werden. Dies soll etwa bei Cyberangriffen oder Überlastungen der Netze vorgenommen werden. Klingt ja für den Durchschnittsnutzer sicherlich auch ganz akzeptabel. Wer sich aber weitergehend mit dieser Materie befasst, wird schnell feststellen, dass es hier um weitaus mehr geht als um die Sicherheit der Bevölkerung.

Auch beim Roaming-Thema muss ich aufpassen, dass ich nicht zur Decke hinausmache. So sinken die Preise zum 30. April 2016 zwar nochmal erheblich und ab 2017 sind sie ganz weg, doch zufriedenstellend ist es immer noch nicht. So fallen nämlich auch nach dem kompletten Wegfall noch Kosten fürs Roaming an, wenn der Nutzer häufiger im Ausland telefoniert, SMS verschickt oder seine Datendienste nutzt als dies im Heimatnetz der Fall ist. Also auch wieder eine ganz klare Mogelpackung der feinen Damen und Herren aus Brüssel.

Der einzig positive Aspekt ist, dass zwar die Grundsatzeinigung steht, aber noch nichts entschieden ist. Wann dies genau geschehen soll, ist aber noch völlig offen. Sicher ist aber, dass die EU hier (wieder einmal) völlig realitätsfremd und Lobby-orientiert arbeitet.

Quelle: EU Pressestelle via: der Standard

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Bjørn Max Wagener

Journalist und Video-Editor