Videospiele haben in den letzten Jahrzehnten eine enorme Entwicklung durchlaufen. Was mit Pac-Man und Co begann, ist heute zu einer Multi-Milliarden-Industrie herangewachsen. Längst haben die Games die Wohnzimmer der Nerds verlassen und sind tief in den Mainstream eingedrungen. Diese Entwicklung wurde vor allem von dem enormen technischen Fortschritt angetrieben. Lange Zeit spielten dabei die Konsolen eine entscheidende Rolle.
Videospiele wandern verstärkt in die Cloud. (Quelle: pixabay.de)
Doch mittlerweile deutet alles darauf hin, dass sich das Zeitalter von PlayStation, Xbox und Nintendo dem Ende zuneigt. Der Aufstieg der Videospiele ist zweifellos dem Wettbewerb zwischen den Herstellern geschuldet. Doch diese drohen nun selbst von den Entwicklungen überrollt zu werden. Nicht nur die Gamer, sondern auch die Industrie orientiert sich längst an dem Megatrend Cloud Gaming. Das Vorbild dazu kommt ebenfalls aus der Unterhaltungsindustrie, jedoch aus einem ganz anderen Bereich.
- Vom Commodore zur Konsole
- Browsergames erobern die PCs
- Das Internet vernetzt den Planeten
- Das Netflix der Spiele
- Disruptive Technologie Cloud Gaming?
- Game Changer 5G
Vom Commodore zur Konsole
Die Geschichte der Videospiele ist eng an die Entwicklung von Computern gekoppelt. Zwar wurden die ersten Games bereits Mitte der 1940er Jahre entwickelt, doch spielen konnte sie so gut wie niemand. Sie liefen auf einem der wenigen Großrechner, die damals existierten. Erst in den 1970er Jahre entstanden die sogenannten Spielautomaten, die der Öffentlichkeit zugänglich waren. Sie standen in Spielhallen und wurden mit Münzen gefüttert.
Mit der Einführung der Personal Computer in den 1980er Jahren kam es zu einem Splitting in zwei Arten von Videospielen. Da waren jene, die man auf Computern spielen konnte, und jene die für die ersten Konsolen erhältlich waren. Der Commodore 64 verkaufte sich als erster Heimcomputer eine Million Mal und entwickelte sich zum Hit. Er war Wegweiser für den Siegeszug von Nintendo, Sega, Playstation und Xbox.
Mitte der 1990er Jahre kamen die ersten 3D-Konsolen auf. Ab diesem Zeitpunkt war der Aufstieg der Videospiele nicht mehr zu stoppen. Sonys Playstation eroberte die Marktführerschaft und gab sie bis heute nicht mehr her. Jetzt 25 Jahre später, wartet das Cloud Gaming nur noch darauf den nächsten Entwicklungsschritt einzuleiten.
Browsergames erobern die PCs
Diese Entwicklung ist absehbar, schließlich haben die Browsergames den Weg vorgezeichnet. Sie machten der breiten Masse an Usern klar, dass es keine umfangreichen Downloads benötigt, um schnell ein interessantes Game spielen zu können. Soziale Netzwerke wie Facebook erkannten schnell, dass Games zahlreiche User auf die Plattform bringen und dort für Stunden beschäftigen.
Gleichzeitig erlebte Online Poker seinen großen Aufschwung und nutzte die Möglichkeiten, die das Netz bot. Aus dem Spiel wurde ein weltweiter Hype. Dies gelang auch deshalb, weil man Online Poker ohne Download spielen kann. Parallel dazu legten die Bandbreiten des Internets weiter zu. Die daraus resultierenden Hochgeschwindigkeitsleitungen machten vieles möglich, was zuvor noch undenkbar erschien. Zahlreiche Anwendungen des täglichen Lebens verlagerten sich ins Netz, Gaming machte hier keine Ausnahme.
Das Internet vernetzt den Planeten
Während man früher Videospiele noch allein oder mit Freunden im Wohnzimmer spielte, wurde nun der gesamte vernetzte Planet zum Gegner. Bei dieser Entwicklung war es nur logisch, dass der Content, also das Spiel selbst, eines Tages ebenfalls in das Internet abwandern würde.
Schließlich ist es so viel umständlicher Games auf die eigene Festplatte, oder Konsole herunterzuladen. Ego-Shooter wie Call of Duty benötigen enormen Speicherplatz und können nur dann gekauft, bzw. gespielt werden, wenn die Bandbreiten dementsprechend ausgebaut sind. Doch hier schafft die Cloud Abhilfe. Dort lagern in Diensten wie Dropbox längst viele unserer Daten, warum nicht auch Games? Vorbild für die Zukunft des Cloud Gamings war ausgerechnet ein Fernsehsender.
Das Netflix der Spiele
Als die ehemalige Online-Videothek Netflix vor weniger als zehn Jahren damit begann eigene TV-Serien zu produzieren, wurde sie bestenfalls belächelt. Heute lacht niemand mehr. Der Streaming-Sender hat die Möglichkeiten schneller Internetverbindungen perfekt genutzt und bringt die etablierten TV-Stationen weltweit in Bedrängnis.
Netflix hat die Art und Weise, wie wir TV-Inhalte konsumierten revolutioniert und seither zahlreiche Mitbewerber dazu animiert, es ihm gleichzutun. Mehr als 207 Millionen Haushalte hatten mit Ende des ersten Quartals 2021 bereits ein Abonnement des Senders. Dieser Siegeszug hat auch in der Gaming-Branche für Aufsehen gesorgt. Längst hat der Wettlauf um das zukünftige Netflix der Games begonnen.
Disruptive Technologie?
Das wird nachhaltige Auswirkungen auf die Gaming-Industrie haben. Es ist gut möglich, dass die technische Innovation des Streaming in Zukunft dafür sorgen wird, dass die Konsolen vom Markt verdrängt werden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. PlayStation und Co sind nur noch marginal von herkömmlichen PCs unterscheidbar. Die Zeiten, in denen zahlreiche Spieltitel exklusiv für eine einzige Plattform verfügbar waren, gehen dem Ende zu. Schließlich haben die Entwickler größtes Interesse daran, dass ihre Kreationen auf so vielen Geräten wie möglich laufen.
Die Xbox Series X ist nur noch Zugabe. (Quelle: pixabay.de)
Microsoft, als Eigentümer der Xbox, hat diese Trends längst erkannt. Diese Erkenntnis mündete in einer interessanten Strategie, die zur Veröffentlichung der Xbox Series X sichtbar wurde. Der Konzern gab bekannt, gar kein Interesse mehr an einem Duell mit Sony zu haben. Die Konsole Xbox gilt nur noch als Ergänzung des umfangreichen Gaming-Portfolios. Während man früher alles daran setzte, den Branchenprimus zu entthronen, konzentriert man sich in Redmond nun darauf, den Kampf um das Rennen im Cloud Gaming für sich zu entscheiden.
Game Changer 5G
Aktuell arbeitet man daran den hauseigenen Xbox Game Pass-Abo-Service auf alle Fernseher zu bringen. Dazu hat Microsoft vor kurzem eine eigene Xbox TV-App und einen eigenen xCloud-Streaming-Stick angekündigt. Das passt zur neuen Strategie seine Games einem möglichst breiten Publikum zu öffnen und auf Exklusivität für die Xbox zu verzichten. Wenn es gelingt den Game Pass schnell auf viele Fernseher zu bringen, dann wäre der Konzern der Konkurrenz einen Schritt voraus.
Damit nicht genug gilt eine weitere technische Innovation als möglicher Game Changer bei Videospielen. Die flächendeckende Versorgung mit 5G könnte die technische Basis für ein Ausrollen in die breite Masse bedeuten. Schon heute spüren zahlreiche Spieleentwickler die Auswirkungen des Cloud Gaming und reduzieren ihre Mitarbeiteranzahl. Cloud Gaming wird Videospiele noch mobiler und günstiger machen. Die dazu notwendige Hardware, nämlich ein Smartphone, besitzt ohnehin ein Großteil der Bevölkerung. Das beweist, dass die Zukunft dem Cloud Gaming gehören wird.
